News des Tages: Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Einsamkeit der Deutschen, Protest auf Mallorca (2024)

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News des Tages: Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Einsamkeit der Deutschen, Protest auf Mallorca (1)

1. Sorry Seems to Be the Hardest Word

Eigentlich hatten sich alle etablierten Parteien für ein faires Miteinander im Europawahlkampf ausgesprochen. Dieses Ziel scheint jedoch wenig mehr zu sein als ein Lippenbekenntnis . Jüngstes Beispiel: Die FDP-Spitzenkandidatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann hatte Kanzler und Koalitionspartner Olaf Scholz (SPD) in einem Interview als »krassen Rechthaber« mit »geradezu autistischen Zügen« bezeichnet.

Mal ganz davon abgesehen, dass die wortgewaltige Strack-Zimmermann bei Talkshowauftritten und in Interviews auch nicht den Eindruck vermittelt, sie habe gern unrecht, sind ihre Äußerungen dennoch bemerkenswert.

Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Dirk Wiese bezeichnete die Wortmeldung als »Totalausfall«. Sie seien abwertend gemeint, unwürdig und befremdlich. SPD-Chef Lars Klingbeil hat der FDP-Politikerin eine Entschuldigung nahegelegt. »Das ist eine verbale Entgleisung, die ich absolut unanständig finde. Wenn Frau Strack-Zimmermann Anstand hat, entschuldigt sie sich beim Bundeskanzler«, so Klingbeil in der »Bild«.

Nun hat sich Strack-Zimmermann entschuldigt, allerdings nicht bei Scholz, sondern bei Menschen mit Autismus. »Olaf Scholz hat mich mit seiner Art des Handelns und seiner Nichtkommunikation zutiefst enttäuscht und frustriert, da beides unserem Land nicht guttut.« Aber in Richtung Scholz will die FDP-Politikerin offenbar nichts zurückzunehmen: »Dass ich mit meinem unbedachten Vergleich Menschen mit Autismus verletzt habe, tut mir sehr leid, und dafür entschuldige ich mich bei allen Betroffenen.« Die FDP-Politikerin sagte weiter: »Mit diesen stehe ich auch bereits im persönlichen Kontakt.«

Die Empörung der SPD wirkt allerdings nur halbaufrichtig. Es ist noch gar nicht lange her, das der außenpolitische Berater des Bundeskanzlers, Jens Plötner, intern über Strack-Zimmermann hergezogen haben soll. Für seinen Spruch »Boah, die Alte nervt« war bis heute keine Entschuldigung zu hören. Und weder Klingbeil noch Wiese haben eine eingefordert.

  • Lesen Sie hier die ganze Geschichte: Verrannt oder verroht?

2. So Lonely

In einer Aktionswoche vom 17. bis 23. Juni will das Bundesfamilienministerium in sozialen Netzwerken auf das Thema Einsamkeit aufmerksam machen. Wie wird wohl der Spott klingen, den die zuständige Ministerin Lisa Paus (Grüne) ertragen wird müssen? Die einsamste Politikerin der Bundesregierung. Keins ihrer Projekte nimmt so richtig Fahrt auf. Die Kindergrundsicherung scheitert am Widerstand der FDP, die Themen Gleichstellung und Gewalt gegen Frauen sind auf der Prioritätenliste weit ans Ende gerutscht, Seniorenpolitik spielt sich vor allem beim Kabinettskollegen Hubertus Heil ab, der gerade seine Rentenpläne durchgeboxt hat. Dann eben Einsamkeit.

Es wäre der politischen Hygiene allerdings dienlich, wenn sich der Hohn in Grenzen halten würde. Einsamkeit ist ein sehr ernstes Problem. Denn Einsamkeit macht krank, da sind sich alle Expertinnen und Experten einig. Nach dem Hoch in der Pandemie, als 28,2 Prozent der Befragten unter Einsamkeit litten, ist die Einsamkeitsbelastung 2021 zwar wieder auf 11,3 Prozent zurückgegangen. Sie liegt allerdings weiterhin höher als vor der Pandemie (7,6 Prozent).

Aus dem neuen Einsamkeitsbarometer des Ministeriums geht hervor, das vor allem Alleinerziehende betroffen sind.16,4 Prozent von ihnen litten im Jahr 2021 unter Einsamkeit, bei Haushalten ohne Minderjährige betrug der Anteil lediglich 10,5 Prozent.

Auch in den analysierten Vorjahren 2020, 2017 und 2013 zeigte sich bei dem Vergleich der beiden Gruppen ein Abstand von etwa sechs Prozentpunkten. Dem Bericht zufolge betrifft die höhere Einsamkeitsbelastung generell Menschen, die Pflegearbeit leisten. Auch Menschen mit Migrationserfahrung sind den Daten zufolge tendenziell einsamer als andere.

Meine Kollegin Milena Hassenkamp berichtet, was Paus tun will, um dieses Problem in den Griff zu bekommen. Das sogenannte Versorgungsstärkungsgesetz soll helfen, das immerhin gerade vom Kabinett beschlossen wurde. »Bis das greift, dürfte es noch eine ganze Weile dauern«, schreibt Milena. Und wie bei der Kindergrundsicherung fehlt es auch hier an Geld.

  • Lesen Sie hier die ganze Geschichte: So einsam sind die Deutschen

3. (You Gotta) Fight for Your Right

Der Sommer in Reichweite, die Reisesaison ist nahe: Viele Deutsche, die womöglich im Süden unter dem Dauerregen leiden, werden wieder Mallorca buchen. Sie sollten schnell sein, bevor der Trip womöglich unerschwinglich wird. Denn auf der Baleareninsel regt sich Widerstand gegen den sogenannten Overtourismus.

Seit vor einer Woche in S’Arenal die Dachterrasse des Beachklubs Medusa einstürzte und vier Menschen starben, demonstrieren Einheimische und setzen sich für einen nachhaltigeren Tourismus ein. Ich kann das gut verstehen, war vor einer Woche selbst auf Mallorca und habe auch einen Bummel über die Amüsiermeile »Ballermann« gemacht. Allein der Megapark, in dem Feierwütige zu Trashgesängen von D-Promis mitgrölen, hat Ausmaße wie der Friedrichstadtpalast in Berlin.

Jetzt will der Bürgermeister von Palma mit harten Regelungen die Auswüchse der Gigantomanie und des Massentourismus bekämpfen. Jaime Martínez präsentierte einen Maßnahmenkatalog, der unter anderem Begrenzungen der Zahl der Urlauber, der Mietwagen, der Kreuzfahrtschiffe und der Ferienwohnungen auf der spanischen Urlaubsinsel vorsieht. Und wo das Angebot verknappt wird, steigen die Preise.

Die immer größer werdende Zahl der Besucher und der Ferienwohnungen sei für Wohnungsnot, für die »Zerstörung« der Insel, für die Zunahme von Staus, Verschmutzung und Kriminalität verantwortlich, hieß es auf einer Kundgebung, bei der am Ende 25.000 Menschen mitgelaufen sind. »Wann hatte es jemals solch eine Demonstration auf der Insel gegeben?«, fragt mein Kollege Alexander Smoltczyk, der sich auf der Insel eine der Initiativen näher angesehen hat, die die Proteste auslösten. »Mallorca ist seit jeher eine Insel der Träumenden gewesen, von Menschen, die ein anderes Leben suchten, und deren Vorstellungen von Erfüllung sich nicht in Promille ausdrücken lassen«, ist einer der vielen schönen Sätze, die er von dort mitgebracht und in seine Reportage geschrieben hat.

  • Lesen Sie hier mehr: Palmas Bürgermeister will Touristenzahl mit strikten Maßnahmen senken

Was heute sonst noch wichtig ist

  • Tausende indigene Kinder und Jugendliche sollen an US-Internaten missbraucht worden sein: Priester und Nonnen als mutmaßliche Missbrauchstäter: Ein Bericht der »Washington Post« erhebt schwerste Vorwürfe gegen die katholische Kirche. Tausende Indigene sollen an US-Internaten missbraucht worden sein, ein Experte spricht von »Täterparadiesen«.

  • Robert Koch-Institut veröffentlicht Coronaprotokolle weitestgehend ungeschwärzt: Für unkenntlich gemachte Namen in den Protokollen der Corona-Krisenberatungen stand das RKI in der Kritik. Jetzt veröffentlicht es die Dokumente weitgehend ohne Schwärzungen, wegen des »öffentlichen Interesses«.

  • Unbekannte erbeuten offenbar Daten von Millionen Ticketmaster-Kunden: Kriminelle bieten in Hackerforen persönliche Daten von angeblich 560 Millionen Ticketmaster-Accounts zum Kauf an. Eine internationale Behörde spricht bereits von einem »Cybervorfall«.

Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen

  • Meine sieben Wochen in Trumps Parallelwelt: Der Strafprozess gegen Donald Trump steht kurz vor dem Abschluss, das Urteil der Jury kann jederzeit kommen. Unser Korrespondent war von Anfang an dabei. Von Schurken, Schockmomenten und nagenden Zweifeln.

  • Wann wird Vermögen unmoralisch, Frau Robeyns? »Extremer Reichtum verursacht extreme Schäden« in der Gesellschaft, sagt die Wirtschaftsforscherin Ingrid Robeyns. Wie die Welt gerechter werden kann – und was passiert, wenn man Superreiche auf einer Insel aussetzt.

  • »Sexismus führte dazu, dass mehr Mütter und Babys überleben konnten«: In ihrem Bestseller »Eva« erzählt Evolutionsexpertin Cat Bohannon die Geschichte der Menschwerdung aus weiblicher Sicht. Ihre These: Geburtshilfe und Abtreibungen waren entscheidend für das Überleben unserer Spezies. Und Sexismus.

Was heute weniger wichtig ist

Durchdrehtür: Wegen zu großer Emotionen hat die Schauspielerin Nicole Kidman, 56, bei Dreharbeiten eine Tür zerstört. Sie habe einen Stein dagegengeworfen, weil sie durchgewollt habe und sie verschlossen gewesen sei, gestand die Australierin Kolleginnen wie Jodie Foster, 61, und Jennifer Aniston, 55, in einem Gespräch mit dem US-Magazin »The Hollywood Reporter«. »Ich habe das ganze Ding zerstört. Es hat ein Vermögen gekostet.«

Mini-Hohlspiegel

Aus der »Frankfurter Allgemeinen«:

»Ein schon seit Jahren geplantes, aber zuletzt ins Stocken geratenes Projekt, das nun wieder in Schwung gebracht werden soll, ist der Bau einer neuen Bahnverbindung zwischen Belgrad und Budapest durch China.«

Hier finden Sie den ganzen Hohlspiegel.

Cartoon des Tages

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Und heute Abend?

Könnten Sie noch einmal Spargel kochen. Ich habe mir sagen lassen, dass die Saison bis zum 10. Juni geht. Und wenn Sie auf der Suche nach dem richtigen Equipment sind, um das Gemüse zu schälen, könnten Sie den Testbericht meines Kollegen Peter Wagner lesen. Den kann ich allein deshalb empfehlen, weil die Überschrift mein erster Lacher des Morgens war: »Haut ab«.

Ich wünsche Ihnen einen guten Appetit und einen schönen Abend. Herzlich
Ihr Janko Tietz, Ressortleiter Nachrichten

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Author: Trent Wehner

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